Auckland

An diesem Punkt ist Schluss. Es reicht. Dass dieser Moment irgendwann kommen würde, wussten wir eigentlich schon und dennoch haben wir ihn überspielt. Als Paar, als Reisepartner und als zwei eigenständige Menschen war uns klar, was auf uns zukommt und dennoch haben wir uns nicht gedacht, dass alles so schnell gehen würde, als wir an jenem Dienstagvormittag bei strömendem Regen an irgendeiner Tankstelle in Neuseelands Pampa in unserem Camper sitzen. Es hat sich schon seit ein paar Tagen angekündigt, aber offenkundig hatte keiner den Mut es auszusprechen. Wie denn auch? Die letzten Wochen waren voller unglaublicher Erlebnisse und Eindrücke, voller wunderbare Orte mit Höhen und Tiefen. Nie hätten wir gedacht, dass uns die Realität so schnell einholt. Und dennoch sitzen wir nun da, haben uns nicht wirklich viel zu sagen und können es eigentlich schon in der Luft riechen. Wir schauen uns an und wissen es beide: Wir brauchen eine Dusche!

So viele Freiheiten uns unser Campervan am Beginn dieser Reise noch gegeben hat, so bedrückend und umständlich ist er mittlerweile geworden. Die Abwesenheit von Küche und Badezimmer haben ihre Spuren hinterlassen und wir beschließen, die letzten Tage bis zu unserem Weiterflug ein wenig komfortabler zu verbringen. Plötzlich geht alles ganz schnell: Mit den letzten Akkuresten finden wir eine gemütliche Wohnung in einem Vorort von Auckland – Küche, Bad, großer Wohnraum, Waschmaschine und riesiger Garten mit Pool. Wir sagen ja, ein bisschen komfortabler. Dass sich unser neues zu Hause mit sauberen und gebügelten Handtüchern in Northcote, nördlich von Auckland, befindet stellt sich als zusätzlicher Bonus heraus.

Über die Harbour Bridge sind wir in zehn Minuten im Zentrum und genießen obendrein einen unglaublichen Blick auf die Skyline der Stadt. Von außen erinnert Auckland mit seinem Sky Tower und den umliegenden Hochhäusern und dem Waitemata Harbour eher an Seattle, als an eine Neuseeländische Stadt. SO viel Urbanität sind wir uns hier nämlich nicht gewohnt. Und auch in der Innenstadt herrscht reges Treiben. Cafés, Geschäfte, Touristen und Einheimische begegnen uns entlang der Queen Street. Als wir nachlesen, dass rund ein Drittel der Neuseeländischen Bevölkerung in Auckland wohnt ist uns Einiges klar. Hier haben sie sich also alle „versteckt“.

Obwohl sich hier, ähnlich wie in Sydney, die koloniale Vorgeschichte kaum leugnen lässt, begreift man relativ schnell wie multikulturell Neuseelands größte Stadt ist. Europäer, Maori- und Asiatisch-stämmige Neuseeländer scheinen hier ihr zu Hause gefunden zu haben. Aus ebenso vielen Ecken der Welt scheinen die unzähligen Yachten und Segelboote im beeindruckenden Hafen der Stadt zu sein. Hier reiht sich ein nobler Hafenclub an den anderen. Im Sommer muss es hier zugehen wie in St. Tropez.

Als Wohnraum haben wir unser Spaceship zwar aufgegeben, als Transportmittel nutzen wir es allerdings noch immer gerne. Eine gute Autostunde von Northcote entfernt liegt der Waitakere Ranges Nationalpark. Geographisch gehört dieser grüne Fleck zwar noch zur Region von Auckland, städtisch ist hier allerdings nichts mehr. Weite, hügelige und bewaldete Natur mit Wanderpfaden, Wasserfällen und Stränden warten vor den Toren der Großstadt. Andere Städte mögen vielleicht auch ihre Parks haben, aber wo kann man schon an einem naturbelassenen wilden Strand mit Blick auf die Tasmansee entlang spazieren? Ohne Natur geht in Neuseeland halt gar nichts – Großstadt hin oder her.

Als wir nach ein paar Tagen, wenn auch etwas wehmütig, frisch und ausgeruht unseren Camper zurückgeben und uns auf den Weg zum Flughafen machen, sind wir froh über unsere Entscheidung. Das Wetter hat uns zwar während unserer Zeit hier nicht wirklich in die Karten gespielt, gewonnen haben wir aber trotzdem. Einen großen Haufen unglaublicher Eindrücke eines Landes, dessen Natur einmalig ist. Dass wir unser Spaceship am Ende betrogen haben, war in Anbetracht der Umstände unvermeidbar. Es konnte uns auf Dauer einfach nicht das geben, was wir brauchen. Einen Pool, zum Beispiel.