Ein altes Arabisches Sprichwort besagt „Wer lebt, sieht viel. Wer reist, sieht mehr.“ Und was haben wir nicht schon alles gesehen und erlebt, als wir an jenem späten Vormittag am Dubai International Airport landen. Wie oft sind wir schon abgeflogen, gelandet, umgestiegen? Wie oft haben wir unser Gepäck geholt, uns einen Stempel in den Pass drücken lassen und gewusst, sobald wir den Flughafen verlassen, wartet wieder ein neues Land, wieder eine neue Stadt, wieder eine neue Kultur und neue Erlebnisse auf uns? Nun, dieses Mal sollte es das letzte Mal für diese Reise sein. Die letzten 48 Stunden von fünf Monaten Weltreise liegen vor uns.
Was passiert, wenn man eine Wüste nimmt und sie einfach mit haufenweise Geld vollpumpt? Genau, Dubai oder das „Manhattan des mittleren Ostens“ schießt aus dem ölreichen Boden. Wolkenkratzer wachsen in die Höhe, und wöchentlich entstehen Nobelhotels, künstliche Inseln und Freizeittempel. Eine Stadt als Spielwiese für die Reichen und noch Reicheren. Und dennoch macht sie das nicht unsympathisch, sondern noch sehenswerter. Hier wird mit so viel Stil geprotzt, dass es einem Spaß macht dabei zuzusehen. Die Wanduhren am Flughafen sind von Rolex, die Uber-Taxis schwarze Lexus-Limousinen. Wir bilden uns für ein paar Sekunden ein, selber im Besitz einer Ölquelle zu sein.
Vor dem Fenster unseres Hotelzimmers türmt der Burj Khalifa, das derzeit größte Gebäude der Welt. Was machen wir nun also mit unseren letzten 48 Stunden? Lassen wir es nochmal richtig krachen? Holen wir noch einmal alles aus unserem zugrunde gehenden Budget? Wie beendet man denn eine Reise um die Welt angemessen? Das steht natürlich wieder in keinem Reiseblog.
Wir spazieren am Jumeirah Beach entlang, bestaunen das hellblaue Wasser im Persischen Golf und während die Sonne langsam hinter dem Burj al Arab verschwindet, ziehen unzählige Jogger an uns vorbei. Es erinnert hier Vieles an den Venice Beach in Kalifornien. Beim Abendessen im Souk Madinat, einem nachgebauten arabischen Markt, stellen wir fest, dass uns eine gute Flugstunde fast 30 Jahre vorwärts fliegen hat lassen. Dubai war bis in die 1960er Jahre nicht mehr als ein kleines Fischerdörfchen, wahrscheinlich weniger spektakulär als es der Oman heute ist. Alles was die arabisch-orientalische Kultur im Oman wirklich lebt, wird in Dubai künstlich errichtet. Orientalische Paläste, kleine Märkte und nachgebaute Oasen. Alles ist hier so abartig riesig und pompös – und gleichzeitig so irre und einzigartig in seinem Dasein, dass einem nicht viel mehr übrigbleibt, als einfach zu Staunen.
In welcher Stadt kann man schon in ein Einkaufszentrum gehen, in dem es sowohl einen überdimensionalen Springbrunnen mit Leuchtshow, als auch ein gigantisches Aquarium mit Haien, Rochen und Krokodilen gibt? Eine Skihalle Mitten in der Wüste? Kein Problem. Als die letzte Nacht vorüber ist, können wir kaum glauben, dass das nächste Bett, in dem wir schlafen werden unser eigenes sein wird.
Den letzten Tag verbringen wir genauso entspannt wie den vorherigen. Ohne Programm, ohne must-see auf unserer Liste. Ein letzter Bummel durch die gigantische Dubai Mall, ein letztes arabisches Mittagessen und ein allerletzter Cocktail. Wir stoßen an, auf fünf Monate Abenteuer! Und als wir spätabends zu unserem letzten Flug aufbrechen, stellen wir uns vor, wie es wäre in Dubai zu leben. Es ist wundschön, aufregend und abenteuerlich – keine Frage. Aber man hat schnell genug von etwas, das man exzessiv betreibt. So schön es auch sein mag. „Wer lebt, sieht viel. Wer reist, sieht mehr.“ Aber irgendwann, hat man genug gesehen. Und so fällt es uns gar nicht so schwer in unseren letzten Flieger zu steigen. Es fühlt sich sogar ziemlich gut an. Es geht nach Hause.