Oman

Man hat ja so ziemlich zu jedem Land auf unserer Weltkarte ein bestimmtes Bild. Oder noch besser: man kennt jemanden, der bereits dort war. Das kam uns bei unserer Planung bisher immer sehr zu Gute.

Aber der Oman…wo ist das überhaupt? Ist es denn dort sicher? Und was gibt es da überhaupt alles zu sehen, da ist doch nur Wüste, oder? Fragen über Fragen werfen sich auf als wir, noch in Thailand, beschließen – wir müssen dahin, auf Flaschengeist komm raus. Vielleicht ist es das touristische Thailand, das unsere Neugier nach einem noch weitgehend unentdeckten, aufregenden, touristisch unerschlossenen Land weckt – oder einfach nur die wahnsinnigen Bilder. auf die wir bei unseren ersten Recherchen stoßen. Fest steht jedenfalls – 1001 Nacht, wir kommen!

Der Oman ist leise, ohne Hektik aber dennoch im stetigen modernen Wandel. Nachdem der herrschende Sultan Quaboos sein Königreich im Osten der arabischen Halbinsel in den letzten 40 Jahren aus dem Mittelalter in die Moderne geholt hat, gilt es (noch) als Geheimtipp unter Reiselustigen. Kein Wunder, denn dieses Land lässt weniger Wünsche offen als eine Wunderlampe: Natur, Strand, Berge, Kultur und ein freundliches Volk, das einen mit offenen Armen empfängt.

Märchen trifft Moderne. Wolkenkratzer und blinkende Billboards wie in Dubai oder Abu Dhabi sucht man in der Hauptstadt Muscat vergeblich. Stattdessen erlebt man die Jahrtausende alte Tradition, als wäre man der erste Besucher überhaupt. Die traditionellen Märkte (Souks) bieten von Shisha, über Gewürze bis Weihrauch alles, was der Geldbeutel bei gutem Verhandlungsgeschick hergibt. Das Schöne daran? Die Märkte sind echt, Omanis schlendern hier ebenso durch die Gassen wie wir. Nichts ist nur deshalb da, weil man auf den Umsatz mit Touristen wartet.

Stilecht bewegen wir uns in den nächsten Tagen auf unserem fliegenden Teppich – einem weißen 4×4 Geländewage – durch das Land. Der Großteil des Straßennetzes ist bereits hervorragend ausgebaut. So hervorragend, dass alle paar Kilometer ein Frontalradar dafür sorgt, dass man Geschwindigkeitsmäßig auch ja brav auf dem (fliegenden) Teppich bleibt. Die Landschaft erinnert unterwegs an eine überdimensionale Schottergrube, unterbrochen von kleinen weißgelben Dörfchen. Wir besuchen Nakhl und Nizwa, in denen sich jeweils vorislamische Festungen umgeben von Dattelgärten und Palmen befinden. Wir hätten nicht gedacht, dass es tatsächlich noch Bauten gibt, die uns so beeindrucken können.

Campen darf man im Oman fast überall. So auch auf dem Jebel Shams, mit 2000 Metern der höchste Berg des Sultanats. Auch „Grand Canyon Arabiens“ werden die Schluchten, die sich hier durch die Landschaft ziehen, genannt. Und tatsächlich, der Sonnenauf- und -untergang steht hier seinem Gegenstück in Arizona um nichts nach. Und während wir bei Eiseskälte und tobendem Wind in unserem Zelt ausharren, werden wir Opfer eines gemeinen Überfalls. Eine Horde Bergziegen umzingelt unser Zelt auf der Suche nach etwas Essbarem. Unser Proviant scheint uns für ein paar Stunden Ruhe ein fairer Preis zu sein. Die omanischen Ziegen genießen noch immer Chips und Bananen, während wir unsere Zelte im Morgengrauen abbrechen.

Von den Bergen geht es direkt weiter in die Wüste. Eine Nacht verbringen wir im 1000 Nights Camp. Gute vierzig Kilometer düsen wir dafür mit unserem PS starken Gefährt über die Wahiba Sands Dünen ins Innere der Wüste. Wir bleiben im feinen Sand stecken, werden aber von netten Arabern befreit und bekommen einen kostenlosen Crash-Kurs im Sanddünen-Düsen. Und können nicht genug bekommen! Scheichs müssen sowas doch den ganzen Tag machen, oder? Das Camp besteht aus einfach Beduinen-Zelten, unterwegs begegnen uns Kamele und während wir pünktlich zum Sonnenuntergang über die Sanddünen laufen, färbt die Wüste sich langsam rötlich. Wer hat die Special Effects schon wieder bestellt? Es fühlt sich (mal wieder) alles an, wie im Film.

Ebenso nur aus Filmen, kennt man Oasen. Man stellt sich eine weitläufige Wüste vor, inmitten derer sich plötzlich ein paar Palmen und ein erfrischender See auftun. So ungefähr ist es auch, außer, dass das Wasser warm ist. Es kommt ja schließlich aus dem Boden. Das Tut aber der Idylle solcher Oasen, wie Wadi Bani Khalid oder Wadi Shab keinen Abbruch. Zwischen weißem Kalkstein entspringen leuchtend türkise Naturpools, die man ganz für sich alleine hat. Wir sind uns nicht ganz sicher – Fata Morgana oder Wirklichkeit?

Wir verbringen noch ein paar Tage in der Küstenstadt Sur, ehe es zurück nach Muscat geht. Nach Wüste, Oasen, Bergen und orientalischen Märkten – und das alles in noch unberührtem und authentischem Ambiente – ist uns klar: Dieses Land, wird als Reiseziel in Zukunft noch hoch im Kurs stehen. Wir sind froh und glücklich, es bereits jetzt gesehen zu haben. Ein bisschen wie bei einem Film, über den bald alle reden werden und wir ihn schon vorab sehen durften. Unsere Filmkritik? Oscarreif und besonders wertvoll.