Manchmal geht uns unsere eigene Reise zu schnell. In der einen Minute genießen wir noch das hier und jetzt, und in der anderen fällt uns ein, dass wir eigentlich keine Ahnung haben wo wir nächste Woche sein werden. Das klingt zwar alles sehr abenteuerlich und aufregend, hat aber einen großen Haken: Man findet sich schnell in einem Flugzeug in Richtung, sagen wir mal, Sri Lanka, wieder und hat eigentlich keine Ahnung was einen dort alles erwartet. Ein achtstündiger Zwischenaufenthalt in Kuala Lumpur wird genutzt um zu googeln, zu recherchieren, zu planen und am Ende festzustellen: Jemand der sich auskennt, wäre eigentlich ganz nett. Und da liebe Freunde von uns vor kurzer Zeit in Sri Lanka waren, vermitteln sie uns Sam. Jaja, so weit ist es schon – wir reisen jetzt mit Guide! Und bereuen keine Sekunde davon. Denn während andere nur Sri Lankas Strände und Resorts sehen, lernen wir dieses wunderbare Land auf eine Weise kennen, wie sie einem nur ein Einheimischer zeigen kann – und gewinnen einen neuen Freund dazu.
Hier also 7 Gründe, warum man Sri Lanka mit einem Local bereisen sollte.
- Hikkaduwa und Unawatuna
Nach einem kurzen Aufenthalt in Hikkaduwa, reisen wir weiter nach Unawatuna im Süden. Ein kleines Surferparadies, mit vielen (aber nicht zu vielen) russischen Touristen, wahnsinnigen Stränden und coolen Bars. Nirgendwo anders als hier wohnt Sam. Wir sind bei ihm zum Essen eingeladen, werden von seiner Frau und seiner Tochter köstlichst bekocht, lernen seine elf Hunde kennen und trinken Arrak – ein hochprozentiger Schlummertrunk, den wir während unserer Tour noch genauer kennen und lieben lernen werden. Wir genießen noch einen Tag in der Nachbarstadt Galle, deren Altstadt schwer an das kubanische Havanna erinnert, bevor es losgeht auf unsere Tour in den Dschungel Sri Lankas.
- Yala Nationalpark
Sam scheint nicht nur das Land und die Straßen in Sri Lanka bestens zu kennen, er kennt offensichtlich auch jeden Menschen (und jedes Tier!) beim Namen. Sein Kollege Nelson bringt uns mit einem Safari Jeep in den Yala Nationalpark. Plötzlich fühlen wir uns wie britische Entdecker im Afrika des 19. Jahrhunderts. Krokodile, Leguane, Rehe, Büffel, Wildschweine und Elefanten kreuzen in freier Wildbahn unseren Weg. Noch nie waren wir diesen majestätischen Dickhäutern so nahe. Natürlich hat Sam auch unter ihnen seinen Best Buddy – am nächsten Tag lernen wir auf der Weiterfahrt Raja kennen. Der dickhäutige Kollege lässt sich füttern, streicheln und scheint uns beim Abschied sogar mit seinem Rüssel zu winken. Wir können verstehen, warum Sam mit ihm „befreundet“ ist.
- Ella
Was Ubud für Bali ist, ist Ella für Sri Lanka. Eine kleine Hipster-Hochburg im Hinterland der Insel. Viele stylische Restaurants, kleine Geschäfte und haufenweise Rucksacktouristen. Wir wandern hier auf den Little Adam’s Peak, sind begeistert von der Aussicht über die Berglandschaft der Insel und wissen noch gar nicht, dass wir dieses Panorama auch vom Bett haben werden. Sam organisiert alle unsere Übernachtungsmöglichkeiten und so logieren wir mit gigantischem Ausblick. Am Abend gibt es Arrak und gekochtes Wildschwein. Wir sind angekommen in Sri Lanka.
- Nuwara Eliya
Sobald man sich an die frischen Temperaturen auf gut 2000 Meter Seehöhe gewöhnt hat, fällt einem erst auf wie britisch diese Kleinstadt in den Bergen Sri Lankas ist. Häuser im Kolonialstil, das alte Queens Hotel oder Straßennamen wie Paddington oder Oxford Street lassen uns wieder ein bisschen in der Zeit Rückwärts reisen. In eine Zeit als Portugiesen und Niederländer bei ihren Eroberungszügen scheiterten, die Briten aber schließlich „Ceylon“ zu ihrer Kronkolonie machten und sogleich begannen in Massen zu produzieren, was sie am liebsten mögen: Tee. Wir besuchen eine dieser alten Teefabriken, bekommen eine waschechte Ayurveda Massage bei Sam’s Freunden und genießen den Abend im Irish Pub. Es gibt zur Abwechslung keinen Arrak, sondern Bier. Am nächsten Tag wandern wir über die Horton Plains. Auch hier hat Sam natürlich Freunde – zwei Hirsche freuen sich über unseren Besuch und eine Horde Äffchen teilt sich unsere letzte Banane.
- Kandy
Kandy war nicht nur die Hauptstadt des letzten singhalesischen Königreiches, sondern ist auch eine Pilgerstätte des Buddhismus. Im sogenannten „Zahntempel“ wird nämlich ein Zahn Buddhas aufbewahrt und bei einer jährlichen Parade von einem Elefanten durch die Stadt getragen. Warum wir das alles wissen? Sam organisiert uns einen jungen Kollegen, der uns abseits der Touristenmassen durch den Tempel und seine Geschichte im Schnelldurchlauf führt. Wären wir alleine hier durchmarschiert und hätten versucht die einzigartige Geschichte hinter diesem Bauwerk zu begreifen, hätten wir uns vermutlich, naja, die Zähne ausgebissen.
- Die Eisenbahn
Man war nicht in Sri Lanka, wenn man nicht mit dem Zug gefahren ist. Das Eisenbahnnetz ist gut ausgebaut, die Züge zwar relativ alt und oft auch überfüllt, aber genau das macht es so einzigartig. Sam weiß genau, welche Strecken die schönsten sind, zeigt uns den alten Bahnhof von Ella und kennt natürlich auch hier jeden Schaffner persönlich. Wir fahren über die berühmte Nine Arches Bridge, strecken unsere Köpfe in den Fahrtwind hinaus und genießen die wohl schönste Zugfahrt der Welt.
- Guide, Fahrer, Übersetzer, Reiseleiter – Freund.
Nach fünf Tagen haben wir das Gefühl Sri Lanka und Sam seit Ewigkeiten zu kennen. Lange Fahrten im Auto, viele Abende mit Arrak und Wildschwein haben uns nicht nur das Land, sondern auch einen seiner witzigsten und weisesten Einwohner gezeigt. Wir hören Geschichten über den Tsunami von 2004, die politische Lage im Land, seine Schwäche für Musik aus den 80ern und seiner Zeit in New York und England. Als wir die letzten Tage in einem Hotel direkt in Sams Nachbarschaft verbringen, werden wir zum gemeinsamen Kochen mit seiner Frau Wasantha und seiner Tochter Sasangi eingeladen und bleiben auf eine Tasse Tee stehen, wenn wir auf dem Weg zum Strand sind. Wie man es unter Freunden halt so macht. DANKE, Sam!