Sydney

Von minimalistischen Zeitreisen und großem Design.

Irgendwo auf halbem Weg Zwischen Honolulu und Sydney, mitten über dem Pazifik wird uns bewusst, dass wir im Begriff sind, zwei wesentliche Dinge zu überspringen. Den Herbst und einen spätsommerlichen Mittwoch. Wir überfliegen die internationale Datumsgrenze und es ist plötzlich nicht nur einen Tag später, sondern auch Winter in Australien. Wer Weltreise kann, kann offensichtlich auch Zeitreise.

Schneeregen und gute zehn Grad empfangen uns, während wir noch hawaiianischen Sand in den Schuhen und braungebrannte Haut haben. Ursprünglich wäre Sydney nur ein kurzer Zwischenstop für uns gewesen, nicht ahnend was für eine sehens-, lebens- und liebenswerte Metropole uns entgangen wäre. Man könnte meinen, wenn man von den USA wegfliegend den Atlantik überquert ist man in Europa. Überquert man allerdings stattdessen den Pazifik ist man auch gar nicht so weit davon entfernt. Sydney ist sehr britisch. Die Vorstädte, die Aussprache, die Geschäfte und Kaffees könnten genauso auch in London stehen. Mit dem Unterschied, dass die Australier offensichtlich sehr viel Wert auf Design und Style legen. Ein stylisches Geschäft jagt das nächste. Wahnsinnig gut gekleidete AustralierInnen holen sich Kaffee an einem der minimalistisch eingerichteten Coffeshops. Dennoch ist es auf den Straßen ruhig.

Sydney ist groß genug für eine Metropole, aber klein genug um alles zu Fuß erreichen. Wir spazieren durch den für seine Bars bekannten Stadtteil The Rocks und können uns bei der Auswahl an hippen Lokalen nicht wirklich entscheiden. Die Stimmung überall zwanglos und gemütlich, die Leute ausgelassen aber nicht wild feiernd. Ebenso ihr Erscheinungsbild: stylisch aber nicht aufgesetzt.

Der Designhimmel zieht sich am Darling Harbour und auch rund um das Opernhaus fort, wobei der Hafen mit seinen aus- und einfahrenden Schiffen die Stimmung noch einmal aufwertet. Erst wenn man vor diesem architektonischen Meisterwerk steht, wird einem klar, dass man tatsächlich in Sydney ist. Aber auch warum es so aussieht, wie es aussieht. Futuristisch und clean.

Das Wahrzeichen der Stadt spricht plötzlich Bände und wir merken, dass Sydney noch europäischer ist, als anfangs gedacht. Es ist ein Mix aus London (lockere Stimmung), Skandinavien (puristisches Design) und Hamburg (nordischer hafenstädtischer Charme). Wir sind fast ein bisschen traurig, dass uns nun ein Tag in unserem Leben gefehlt hat. Es wäre nämlich ein Tag in Sydney gewesen.