Yosemite National Park & San Francisco

Von Safaris und ihren Tücken.

Was sich in Los Angeles bereits schleichend angekündigt hat, wird langsam zur tieferen Erkenntnis: Wir stumpfen ein bisschen ab. Die Landschaften auf unserer Fahrt zum Yosemite Nationalpark lassen uns kalt, unser Auto beengt uns, wir würden für die heimische Küche töten und sind – nach unzähligen Orten in relativ kurzer Zeit – reizüberflutet. Wir haben nicht wirklich Heimweh, aber wir sehnen uns nach einem zu Hause.

Bevor wir überhaupt im Nationalpark ankommen, wissen wir eigentlich schon was uns erwartet: Kleines Dorf vor den Toren des Nationalparks, ein paar HolidayInns und ein Naturwunder, das man mit dem Auto problemlos an einem Tag abfahren kann. Unsere Unterkunft überrascht uns dennoch. Wir schlafen in einer Lodge in einer Art Zelt. Wobei es eigentlich eine kleine Hütte ist, mit Tür, Fenster und richtigem Bett – aber ohne feste Wände. Irgendwie romantisch. Ein bisschen fühlen wir uns wie auf einer Safari im tiefsten Afrika – Hitze inklusive.

Nicht im Offroad-Jeep aber dafür in unserem bescheidenen Kleinwagen geht es also los in die Wildnis. Wie richtige Großwildjäger, bewaffnet mit Kamera und Trinkflasche, ziehen wir ins kalifornische Gebüsch und es dauert nicht lange, da erblicken wir wieder jene Spezies, die wahrscheinlich vom Aussterben nie bedroht sein wird: Touristen. So unglaublich viele Touristen, dass wir uns nicht sicher sein können, ob wir nicht tatsächlich in Namibia sind und eine Horde Antilopen entdeckt haben. Eine regelrechte Kolonne bahnt sich ihren Weg auf der einzigen Straße durch das weitläufige Gelände.

Am Straßenrand, wie bereits gewohnt, Aussichtsplattformen („Scenic Viewpoints“) an denen verschiedenste Rudel friedlich grasen, äh fotografieren. Die Aussicht vom Glacier Point über das Yosemite Valley ist zwar überragend und wunderschön, der künstlich angelegte Park um den Gipfel in 2200 Metern, der Parkplatz direkt davor und der Verkauf von Eis am Stiel machen die Gipfelstimmung allerdings zu nichte. Die Berge erinnern uns an zu Hause, aber der Aufstieg und die sportliche Belohnung für so einen Blick fehlen. Wir sehen alles, und dennoch fehlt uns etwas.

Wir überlassen die Savanne also wieder ihren natürlichen „Siedlern“ und brechen auf zu unserem letzten Abschnitt dieses Roadtrips: San Francisco! Das Auto erst einmal abgegeben, fühlen wir uns schon gute drei Tonnen leichter (was wir aufgrund des amerikanischen Fastfoods wohl eher nicht sind) und stellen schnell fest: Hier weht wortwörtlich ein anderer Wind. Regen und 15 Grad sind wir uns schon länger nicht mehr gewohnt und in dem Moment schlichtweg dankbar dafür.

Als hätten wir unsere Stimmung vorausahnen können, kommt uns San Francisco absolut gelegen. Zu unserer Überraschung ist hier sehr wenig los, es ist ruhig, aufgeräumt und friedlich. Wir sind plötzlich wieder so entspannt, wir könnten uns glatt selber wie Blumenkinder der Hippie-Bewegung anschließen. Sobald wir an einem Ort keine Touristen entdecken, werden wir lustigerweise selbst zu welchen.

Entspannt spazieren wir am Pier 39 mit seinen Seelöwen und dem Rummelplatz entlang, fahren mit dem Cable Car an der Lombard Street vorbei und trinken gemütlich Kaffee im Alamo Square Park mit Blick auf die Painted Ladies. Entspannt und friedlich. Kaum gelangen wir allerdings zur Golden Gate Bridge, erwartet uns nicht nur wieder eine Horde fotografierender Artgenossen, sondern Windböen in Orkanstärke. Die Brücke hält dem, für hier sehr üblichen Wetter, bestens Stand und macht dabei eine sehr beeindruckende Figur.

Bei unserem Abendessen im wirklich sehenswerten China Town von San Francisco beschließen wir, dass dieser Blog eine neue Perspektive braucht. Wir erkennen, dass das Leben auf Safari nicht nur Löwen, Elefanten und Leoparden hervorbringt, sondern Mückenstiche, giftige Schlangen und stinkende Tümpel ebenso dazugehören. Lasst euch überraschen! Wir verabschieden uns vom Wind- und Regenwetter und sind uns sicher, dass wir wieder nach San Francisco kommen werden. Wir schulden dieser Stadt einfach noch etwas – oder sie uns? Peace.